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1. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 157

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
157 der Verwaltung zu bringen; dazu erschien ihm auch die Einheit in der Religion ntig. Es krnkte zugleich sein Selbstgefhl, da er Untertanen hatte, die andern Glaubens waren als der König. Darum hob er 1685 das Edikt v on Nantes auf, befahl den Huge-notten den bertritt zur katholischen Kirche und verbot ihnen zugleich die Auswanderung. Die sich nicht fgen wollten, wurden zum Gehorsam gezwungen. Sie erhielten Dragoner zur Ein-quartierung, die auf ihre Kosten unterhalten werden muten, bis der bertritt erfolgte. Viele fgten sich, aber Tausende wanderten trotz des Verbotes aus und fanden in protestantischen Lndern Aufnahme. Der Groe Kurfürst allein nahm 20 000 in Brandenburg auf. 9. Der dritte Raubkrieg. Fr immer gebrandmarkt hat Ludwig feinen Namen durch den dritten Raubkrieg. Sein Bruder, der Herzog von Orleans, hatte die Enkelin des Winterknigs, die knrpflzifche Prinzessin Lieselotte, zur Gemahlin. Als die kurpflzische Linie aus-starb, beanspruchte der König einen Teil der Pfalz als Erbteil seiner Schwgerin, obgleich diese bei ihrer Verheiratung ausdrcklich auf alle Rechte verzichtet hatte. Als seine Truppen in das Landein-marschiert waren, sah er sich jedoch pltzlich einem groen Frsten-bunde gegenber. An der Spitze stand der hollndische Erbstatt-Halter Wilhe lm v on Oranien, der zugleich König von England war. Auch das Deutsche Reich hatte sich ermannt. Da Ludwig jetzt das Feld nicht behaupten konnte, beschlo er, zwischen sich und seine Gegner eine Wste zu legen, und gab den scheu-l ichen Befehl, alle S tdte und D rfer des linken Rhein-ufers zu verbrennen. Arger als jetzt die Untertanen des Aller-christlichsten Knigs, die doch das gebildetste Volk Europas sein wollten, hatten selbst die Hunnen Attilas nicht gehaust. Die zahlreichen Burgruinen an den Ufern des Rheines und seiner Nebenflsse, vor allem die berreste des Heidelberger Schlosses, treiben bei ihrem Anblick noch jetzt jedem Deutschen die Zornesrte ins Gesicht. Und diese ganze Barbarei verfehlte noch dazu ihren Zweck. Zwar ge-wann Ludwig zu Lande einige Erfolge, aber feine Flotte wurde von der englifch-niederlndifchen in der Schlacht bei la Hogue 1692 besiegt, und so war es mit seiner stolzen Hoffnung anf eine groe See-mcht vorbei. England hatte jetzt vor Frankreich auf dem Weltmeere fr mindestens hundert Jahre Ruhe. Dazu waren die Kassen des Knigs bald gnzlich erschpft, und er mute doch Krfte sammeln fr den Kamps um die spanische Erbschaft, der nahe bevorstand. So bequemte er sich 1697 zu dem Frieden von Rijswijck (spr. Reis-weik), in dem er Verschiedenes von seinem Raube, wie Freiburg, wieder herausgab. 1(X Der Spanische Erbfolgekrieg. 17011714. Das spanische Herrschergeschlecht stand schon lange ans zwei Augen. Um die Jahr-

2. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 211

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
211 den Frstentmern Hanau und Fulda das Groherzogtum Frank-furt. Dieses wurde ganz nach franzsischem Muster eingerichtet. Die selbstndische Verwaltung Frankfurts hrte auf; dieses war blo noch die Hauptstadt eines Departements und erhielt einen Maire. Die Bewohner hatten jetzt eine sehr harte Behandlung zu erdulden und wurden zu Kriegsleistungen aller Art herangezogen. Der Handel litt furchtbar unter der Handelssperre gegen England. Dalberg, ein milder und leutseliger Fürst, suchte seinen Untertanen die Lasten nach Krften zu erleichtern, aber er konnte nicht viel machen, da er sich den Anord-nungen Napoleons ohne Widerrede fgen mute. 8. Die Niederwerfung Preuens, a) Wie es zum Kriege kam. In Deutschland war nur noch Preußen unbezwnngen. Napoleon wollte und mute es bekriegen. Er hatte die Absicht, das ganze euro-pische Festland gegen die Einfuhr der englischen Waren abzusperren. So gedachte er diesen gefhrlichsten Feind geschft-lich zu vernichten und damit zu verderben. Nun unterhielt Preußen einen lebhaften Handelsverkehr mit England, den es als Gromacht unmglich aus freien Stcken aufgeben konnte. Darum mute Napoleon es dazu zwingen. Freiwillig, das wute er, wrde sich das groe Land dazu nicht verstehen, seine Grenzen den englischen Waren zu verschlieen. Napoleon kannte die Friedensliebe Friedrich Wilhelms. Was er tat, ihn zum Kriege zu reizen, war ein starkes Stck. Friedrich Wilhelms Gesandter, der Gras Haugwitz, hatte ohne Auftrag des Knigs nach der Schlacht von Austerlitz ein Abkommen mit Napoleon geschlossen. Nach diesem sollte Preußen Ansbach an Bayern ab-treten und dafr Hannover bekommen, das zu England gehrte, aber von den Franzosen besetzt war. Die Anerkennung dieses Vertrages kostete den König groe berwindung; er vollzog sie endlich des lieben Friedens wegen. Die Antwort der Englnder war, da sie 300 preuische Handelsschiffe wegnahmen, die in ihren Hfen ankerten. Als so Preußen mit England in Krieg geraten war, trat Napoleon mit den Englandern in Unterh andlnng der die Rckgabe Hann overs. Jetzt ver-langte die Ehre Preuens unbedingt, da es das Schwert zog. Sogar die Knigin Luise forderte dies. So kam es zum Kriege. b) Derzustaud des preuischeuheeres. Napoleon bereitete fr den Krieg alles auf das sorgfltigste vor; denn er hatte eine hohe Meinung von der Preuischen Armee. Diese war jedoch zu einem ernsten Kampfe gar nicht gerstet. Die Geldnot des Staates hatte schon lngst das Abhalten von Manvern nicht mehr gestattet; die Festungswerke waren verfallen; es fehlten die ntigsten Kriegs-Vorrte; Preuens Infanterie hatte die schlechtesten Gewehre von ganz Europa. Die Generale stammten wohl fast alle aus der Schule Friedrichs des Groen, aber sie waren meist steinalt, und ihnen 14*

3. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 212

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
212 wie auch den jngeren Offizieren fehlte das Verstndnis fr die neue Kriegskunst. Die gemeinen Soldaten dienten, weil sie Sldner waren, nur ungern und muten stets bewacht werden, damit sie nicht davonliefen. o) Die gnzliche Niederwerfung Preuens. In gewaltiger Eile flog Napoleon mit berlegener Truppenmacht herbei. Die preuischen Soldaten zeigten zwar tapfren Mut und groe Siegeszuversicht, aber dem Feldherrngenie Napoleons und der Tchtigkeit seiner Truppen waren diese Preußen nicht gewachsen. Der khne Hohenzollern-Prinz Louis Ferdinand warf sich bei Saalfeld mit 6000 Mann einer fnffachen bermacht der Franzosen entgegen und starb den Helden-tod. Wenige Tage spter, am 14. Oktober, erlitten die schlecht gefhrten Preußen bei Jena und Auerstdt eine gewaltige Niederlage. An Stelle der Siegeszuversicht trat nun trostlose Verzweiflung, besonders als Napoleon die Fliehenden unab-lssig verfolgen lie. Die Heerhausen ergaben sich einer nach dem andern. Nur der General Blcher zeigte, da in ihm noch der alte Preuenmnt lebte. Bis nach Lbeck verfolgen ihn die Feinde mit groer bermacht. Dort setzte er sich fest und ergab sich erst, als die Lebensmittel vollstndig ausgegangen waren und seine Soldaten weder Munition noch Brot mehr hatten. Schon am 27. Oktober zog Napoleon in Berlin ein. Die Viktoria vom Brandenburgertor lie er nach Paris senden, ja, vom Sarge Friedrichs des Groen nahm er eigenhndig Hut und Degen und gab so das Signal zur Plnderung. Den alten preuischen Generalen und Beamten war es, als ginge die Welt unter. Sie verloren fast alle gnzlich den Kopf, und so ber-lieferten die meisten Kommandanten die Festungen ohne Kampf. Aber nicht berall waren preuischer Mut und preuische Besonnenheit abhanden gekommen. Mehrere Festungen, wie Danzig und Breslau, hielten eine lngere Belagerung aus; andere, Grau-denz, Kolberg und Pillau, ergaben sich berhaupt nicht. d) Der Friede zu Tilsit (9. Juli 1807). Die knigliche Familie mute vor den nachrckenden Franzosen bis nach Knigsberg flchten; denn mit Ausnahme von Ostpreuen und vereinzelten Festungen war bald das ganze Land durch die Franzosen besetzt. Von den verbndeten Russen, die jetzt endlich heranrckten, hoffte man in Preußen Rettung. Sie traten mit den Resten des preuischen Heeres den Franzosen in Eylau nicht ohne Erfolg entgegen; dagegen wurden sie beifriedland vllig besiegt. Die knigliche Familie mute nach Memel, in die uerste Ecke des Reiches fliehen. Jetzt vertrug sich Kaiser Alexander mit Napoleon, und so mute Preußen den beraus traurigen Frieden zu Tilsit schlieen. Es verlor im Osten die durch die beiden letzten Teilungen Polens gewonnenen Gebiete, auch Danzig und Thorn, im Westen die blhenden Lnder

4. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 160

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
160 2. Der Eintritt Rulands in die europische Politik an der Stelle Schwedens. Whrend in West- und Sdeuropa der groe Krieg um die spanische Erbfolge wtete, hallten auch Nord- und Osteuropa von Schlachtengetmmel wider. Hier tobte von 1700 bis 1721 der groe Nordische Krieg. Durch ihn vollzog sich eine bedeutende Umwandlung tier ^Machtverhltnisse in Nordeuropa: Schweden wurde aus der Reihe der Gromchte ge-strichen und stand fortan ganz abseits; an seine Stelle trat Rußland. Es war dies eine Frucht der Ttigkeit Peters des Groen. a) Die Bestrebungen Peters des Groen. Rußland hatte bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts wenig Verbindung mit dem Westen. Seine einzige Kste war die am Nrdlichen Eismeer, dessen Hfen neun Monate des Jahres nicht zu brauchen sind. Es galt im brigen Europa als ein Barbar enstaat und hatte bisher wenig Bedeutung gehabt. Da kam im Jahre 1689 der Zar Peter aus dem Hause Romanow zur Herrschaft, und durch seine Ttigkeit nderte sich in kurzer Zeit die Lage in Nordeuropa von Grund auf. Peter war ein sehr tatkrftiger, weitblickender und wibegieriger Mann. Um die europischen Verhltnisse kennen zu lernen, unternahm er eine Reise durch Deutschland, Holland, Frankreich und England. Es wurde au den Hfen viel der ihn gespottet, aber das machte ihm nichts. Er hatte seine Augen berall und lernte sehr viel. In Holland hat er sogar als Schiffsbauer gearbeitet. Bald ging er daran, fein Reich nach europischem Muster einzurichten. Er zog zahlreiche tchtige Auslnder heran, die europische Bildung bei seinen Untertanen verbreiten sollten; auch fr das Heer lie er Exerziermeister von auswrts kommen. b) Der Nordische Krieg. Peter hatte in Holland und Eng-land die Bedeutung der See fr die Lnder voll erkannt. Seine ber-zeuguug war. da Rußland auch an das Meer msse, wenn es etwas in der Welt bedeuten solle. Er wollte an die Ostsee, wo ihm die Schweden im Wege waren, und an das Schwarze Meer, desien Ksten rundum den Trken gehrten. Beides ist ihm gelungen. Die meiste Mhe hatte er mit Schweden. Dort war im Jahre 1697 der jugendliche Karl Xii. zur Regierung gekommen, ein tollkhner ^^er und Reiter, zugleich aber auch ein sehr eigenwilliger Mensch. Die Herrscher der Nachbarlnder Dnemark, Polen und Rußland trauten ihm sehr wenig Tchtigkeit zu und meinten darum, es sei leicht, Schweden seine auswrtigen Besitzungen abzunehmen. Sie schlichen zu diesem Zwecke einen Bund. So kam es zu dem groen Nordischen 6'r jpqp Dieser begann mit berraschungen fr die Verbndeten. Schnell landete Karl auf Seeland und zwang die Dnen zum Frieden.

5. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 161

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
161 Dann besiegte er Peter gnzlich, als dieser Narwa belagerte. Auch der Polenknig August, der zugleich Kurfürst von Sachsen war, mute vor ihm weichen. Karl verfolgte ihn sogar bis nach Sachsen hinein und zwang ihn dort zum Frieden. Unterdessen aber hatte sich Peter wieder vorgewagt und zum Zeichen, da er nicht von der Ostsee weichen werde, im Feindesland Petersburg gegrndet. Diese Stadt sollte ein Fenster werden, durch das die Sonne der europischen Bildung nach Rußland hereinschiene. Karl wollte nun Moskau, die Hauptstadt des Gegners, erobern und ihn so zum Frieden zwingen. Aber bei Pltaw erlag sein Heer 1709 den Scharen Peters. Nur mit 2000 Mann konnte er sich der die trkische Grenze flchten. Und nun blieb der eigen-sinnige Mann fnf Jahre lang in der Trkei. Die Trken sollten ihm seine Lnder wieder verschaffen. Dreimal brachte er sie znm Kriege gegen Rußland. Schlielich aber wurde ihnen der Fremdling lstig; doch folgte er ihrer Aufforderung, das Land zu verlassen, nicht. Ein Heer zog gegen ihn, und trkische Soldaten schleppten ihn mit Gewalt aus seinem brennenden Hause. Da kam eine Gesandtschaft des schwedi-schen Adels und forderte ihn unter Androhung der Absetzung auf, zurck, zukommen; denn unterdessen waren alle auswrtigen Besitzungen Schwe-dens verloren gegangen. In vierzehn Tagen ritt Karl von Bender bis Stralsund. Als er dann versuchte, den Dnen Norwegen zu entreien, siel er bei der Belagerung von Friedrichs hall. Bald kam es zum Frieden. Peter erhielt Livland, Esthland und In g e r m annl an d von Schweden. Dieses verlor auch feine deutschen Besitzungen bis aus ein Stck von Vorpommern. Seitdem hat es aufgehrt, europische Gromacht zu sein. Iv. Die Vorgeschichte von Brandenburg und z?reusten bis auf den Groen Aurfrsten. A. Brandenburg bis zum Regierungsantritt der Hohenzollern (1415). Vor aller Augen hatten sich die Machtverhltnisse in Europa während der ersten zwei Jahrzehnte des achtzehnten Jahrhunderts von Grund auf umgestaltet. Aber zugleich bereitete sich in der Stille noch eine weitere groe Vernderung vor. Eine neue Gromacht war im Entstehen, der es niemand ansah und ansehen tonnte, da sie das Zeug zu einer solchen in sich hatte. Es war der branden-burgisch-preuische Staat der Hohenzollern. Aus kleinen Anfngen schuf dieses Herrscherhaus langsam und bedchtig, aber fest und zhe, in unermdlicher, treuer Arbeit unser heute so groes, mchtiges und herrliches preuisches Vaterland. Froning und Wewer, Geschichte. Ausg. C. 1. M. 11

6. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 215

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
215 Beispiel wirkte uerst wohlttig auf das gesamte Volk. Am liebsten weilten sie auf ihrem Gute Paretz bei Potsdam. Die dort verlebten Tage nannte Friedrich Wilhelm die glcklichsten seines Lebens. Als ihr Gemahl den Knigsthron bestieg, schrieb Luise an ihre Gro-mutter: Ich bin jetzt Knigin, und was mich am meisten freut, ist die Hoffnung, da ich nun meine Wohltaten nicht fo ngstlich zu zhlen brauche". Kein Tag ging jetzt vorber ohne Beweise ihrer Wohlttigkeit und Menschenfreundlichkeit. Ihr husliches Leben blieb auch fernerhin einfach und vorbildlich. Der Besitz zahlreicher blhender Kinder vermehrte ihr Glck, und auf die Erziehung dieser ihrer hchsten Schtze verwandte sie die grte Sorgfalt. 3. Die Flucht. Aber als ans den Schlachtfeldern von Jena und Auerstdt Preuens Macht jh zusammenbrach, da mute Luise erfahren, da eine Knigskrone auch, zur Dornenkrone werden kann. Mit den noch in zartem Alter stehenden Kindern floh sie nach dem fernen Knigsberg, spter in Sturm und Schneegestber nach Memel, der uersten Stadt des Landes. In diesen Tagen des Unglcks zeigte Luise groe Gottergebenheit und Geduld. Wir stehen in Gottes Hand und wir gehen mit Ehren unter!" schrieb sie an ihren Bater; und an einer andern Stelle: Auf dem Wege des Rechtes leben, st erben und, wenn es sein mu, Brotund Salz essen, das ist unser fester Vorsatz!" 4. Luise und Napoleon. Vor dem Tilsiter Frieden brachte die edle Knigin dem Vaterlande ein schweres Opfer. Persnlich ver-suchte sie, Napoleon, trotzdem er sie wiederholt ffentlich geschmht hatte, zu milderen Maregeln gegen Preußen zu bewegen. Zwar machten die Wrde und die Anmut der schnen Frstin groen Eindruck auf den Korsen, aber er blieb bei seinen Forderungen. Nach seinen eigenen Worten flssen ihre Bitten von seinem Wesen ab wie Wasser von einem Wachstuch. 5. Rckkehr und Tod. Leider war es der Knigin nicht vergnnt, den Tag der Freiheit zu erleben; denn Krankheiten, Entbehrungen und Gefahren hatten ihre Gesundheit zerrttet. Den ganzen Sommer 1809 hindurch fhlte sie sich leidend. Als sie schlielich zu Ende dieses Jahres nach Berlin zurckkehren konnte, umwogt* eine jubelnde Volksmenge das'heimkehrende Knigspaar; Luisens Wangen aber waren bleich geworden. Im folgenden Jahre erfllte sich ihr noch der Herzenswunsch, ihren Vater in Hohenzieritz zu besuchen. Aber dort starb sie am 19. Juli 1810 im Alter von 34 Jahren. Ihre sterblichen berreste ruhen in Charlottenburg in dem herrlichen Mausoleum. Jeder Preuße wute, da das Unglck des Vaterlandes Luisens Herz gebrochen hatte. Der Gedanke daran erfllte wenige Jahre spter manchen Kmpfer mit heiligem Zorn gegen den Unterdrcker, so da dersegen des Wirkens dieser edlenknigin weit der ihr Grab hinausreicht. Jhraudenken lebt unvergnglich im prenischenvolke.

7. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 216

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
216 Xv. Die Wiedergeburt j)reus;ens. Tiefer als durch den Frieden zu Tilsit konnte Preußen kaum fallen; aber die Trbsal erwies sich als eine heilsame Heimsuchung. Die Tage des Unglcks Batten gezeigt, da es nur besser werden knne, wenn man selbst besser werde; dafr sollten nun alle Krfte angespannt werden. 1. Die Tilgung der Kriegsschuld. Zunchst galt es, Geld zu schaffen, um die Frai^osen aus dem Lande zu bringen. Da gab die knig-liche Familie das schnste und nachahmenswerteste Beispiel. Viele kost-bare Sachen, auch die Juwelen der Knigin wurden veruert. An der kniglichen Tafel ging es so einfach zu wie an der eines gewhnlichen Brgers. Der König lie sogar mehrere von seinen Gtern verkaufen. Durch die groe Sparsamkeit am Hofe, die im ganzen Lande nachgeahmt wurde, gelang es bald, einen bedeutenden Teil der ungeheuren Summe zu decken; zur unbeschreiblichen Freude aller rckten im Dezember 1808 wieder preuische Truppen in Berlin ein. 2. Die Stein-Hardenbergschen Reformen. a) Steins Persn-lichkeit. An die Spitze der Verwaltung des zusammengebrochenen Staates hatte der König bald nach dem Tilsiter Frieden den Freiherrn von Stein berufen. Der Freiherr vom und zum Stein stammte aus einem alten reichsritterlichen Geschlechte und war zu Nassau an der Lahn geboren. Er trat in preuische Dienste und wurde wegen seines groen Eifers und seines seltenen Talentes 1804 Minister. Sein klarer Verstand hatte die Schwchen und Mngel des Staatswesens erkannt, und seine Offen-Herzigkeit und Ehrlichkeit veranlaten ihn, dem König gegenber kein Hehl daraus zu machen. Als nun das Unglck hereinbrach, forderte er energisch die nderung in wichtigen Dingen. Da erzrnte sich der König der den widerspenstigen, trotzigen, hartnckigen und ungehor-samen Staatsdiener" und entlie ihn. Aber nach dem Tilsiter Frieden erkannte der Herrscher seine Bedeutung und berief ihn an die Spitze des Staates. Stein fetzte sofort feine ganze Kraft daran, im Verein mit dem Könige Preußen einer glcklicheren Zeit entgegenzufhren. Auf dem Burgberge bei Nassau steht ein Denkmal von ihm mit der be-zeichnenden Inschrift: Des Guten Grundstein, des Bsen Eckstein, der Deutschen Edelstein". Dieser ausgezeichnete Mann stellte sich die Aufgabe, in dem preuischen Volke einen echt religisen und vaterlndischen Geist zu erwecken. Bevor der entscheidende Kampf gegen den Unter-drcker gewagt werden konnte, muten erst Mut, Selbstvertrauen und Opferwilligkeit zurckkehren. Das erreichte Stein durch eine weise und gerechte Gesetzgebung. Freilich stand dieser herrliche Mann nicht lange an der Spitze des Staates und konnte seine

8. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 164

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
164 verpfndete er es sogar an seinen Vetter Jobst von Mhren. Dieser kam nur hin, um die erpreten Abgaben in Empfang zu nehmen. Da erhob sich der raublustige Adel wieder und plnderte Städte und Drfer; die verwegensten Raubritter waren die Brder Dietrich und Hans von Quitzow. Es herrschte schlielich eine frchterliche Uuordnung; Adelige, Brger und Bauern verkamen in Gottlosigkeit, Roheit und Unwissenheit. Als Jobst 1411 starb, fiel Brandenburg an Sigismund zurck. Dieser war inzwischen Kaiser geworden und bertrug nun die Ordnung und Verwaltung des Landes seinem mchtigen Freunde, dem Burggrafen von Nrnberg, Friedrich Vi., aus dem Hause Hohenzollern (1411). B. Brandenburg unter der Herrschaft der Hohenzollern bis zum Groen Kurfrsten. 14151640. 1. Das Geschlecht der Hohenzollern. In dem sdlichen Teile des Schwabenlandes erhebt sich nahe bei.der Stadt Hechingen ein 655 Meter hoher Bergkegel, der Hohenzollern genannt. Schon ans dem elften Jahrhundert erzhlt uns die Geschichte von einer Burg der Grafen von Zollern oder Hohenzollern. Die alte Stammfeste unseres Herrscher-geschlechtes ist zwar verschwunden, aber seit den fnfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erhebt sich auf ihren Grundmauern ein prchtiges Schlo; König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen hat seinen Vor-fahren dieses herrliche Denkmal gesetzt. Die Grafen von Zollern standen wegen ihrer Tapferkeit, Klugheit und Zuverlssigkeit in hohem Ansehen. Um das Jahr 1200 erhielten sie zur Belohnung fr ihre Verdienste um Kaiser und Reich das wichtige Burggrafenamt von Nrnberg. Burggrafen hieen in lterer Zeit die hchsten kaiserlichen Beamten in einer Stadt, die eine kaiserliche Burg hatte. Die hohenzollernschen Burggrafen hatten zwar der mchtigen Reichsstadt Nrnberg nichts zu gebieten; aber sie erwarben durch ihre Tchtigkeit nach und nach die Frstentmer Ans-bach und Bayreuth und zhlten bald unter die einflureichsten Fürsten Sddeutschlands. Sie gehrten auch stets zu den vertrautesten und treuesten Helfern des Kaisers. Im Frieden fiel ihr Rat, im Kriege ihr Schwert allezeit schwer in die Wagschale. Zur Zeit Friedrichs Vi. waren sie so reich an Ehren und Ansehen, da sie in der Reihe der deutschen Fürsten einen hervorragenden Platz einnahmen. 2. Die Persnlichkeit Friedrichs Vi. In dem Burggrafen Friedrich Vi. tritt uns eine echte Hohenzollernnatur vor Augen. Er war ein stattlicher Mann; sein blondes Haar fiel in Locken auf die krftigen Schultern herab. Keiner bertraf ihn an Mut und Tapferkeit. Man will dreiig Kriegszge zhlen, an denen er mit Ruhm teilnahm. Friedrich besa einen klaren Verstand und ein

9. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 218

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
218 regiert; er und sie nahmen dadurch auch alle Verantwortung auf sich; die Untertanen hatten blo zu gehorchen. Es fehlte ihnen darum der Unternehmungsgeist. Dieser sollte in den Brgern geweckt werden durch die Selbstverwaltung der Städte. Im Jahre 1808 erlie der König eine neue Stdteordnung. Noch heute bildet diese Einrichtung die Grundlage der ffentlichen Ordnung in den preuischen Stdten. Der Staat fhrt nur die Oberaufsicht. Die Brger whlen ans ihrer Mitte Stadtverordnete, welche die Brgerschaft in allen Angelegenheiten vertreten und die Gemeindelasten verteilen mssen. Ihr Amt ist ein Ehrenamt. Die Stadtverordneten whlen den Magistrat, der die Beschlsse ausfhrt. Fr die Stelle des Brgermeisters kommen drei Bewerber in Vorschlag, von denen der König einen auswhlt. Auch der Brgerstand hatte nun Veranlassung, mit Lust und Liebe fr das Gemeinwohl zu sorgen. e) Die allgemeine Wehrpflicht. Friedrich der Groe hatte gesagt: der friedliche Brger soll es nicht merken, wenn Krie g ist; der ist lediglich Sache des Knigs. Jetzt hie es: gewi soll es der Brger merken, wenn Krieg ist; er soll selbst mit hinaus-ziehen, das Vaterland zu verteidigen. So ward die allgemeine Wehrpflicht eingefhrt. Die Neuordnung des Heeres bernahm der Krie gsmin ist er Scharnhorst. Dieser war ein hannoverscher Bauernsohn. Weil er schon als Knabe groe Freude an militrischen bungen hatte, nahm ihn der Graf Wilhelm von Schaumburg in seine Militrschule auf. Wegen ausgezeichneter Kenntnisse wurde er spter Lehrer an der Kriegs-schule zu Hannover und kam dann in preuische Dienste. In unschein-barer Kleidung ging Scharnhorst daher, den Kopf gesenkt, die tiefen Augen ganz in sich gekehrt. In dem schlichten, anspruchslosen Manne vermuteten die Franzosen gor nicht den Waffenschmied der deutschen Freiheit". Scharnhorst wollte ein Heer schaffen, in welchem jeder aus Vaterlandsliebe und Ehrgefhl seine Pflicht tat. Bisher fllten meist geworbene Auslnder die Reihen der preuischen Armee, und die einheimischen Soldaten entstammten den niedrigsten Volksklassen. Jetzt hrte das Werben im Auslande aus, und jeder krftige und ge-sunde Sohn Preuens war fr die Zukunft zum Kriegs-dien st e verpflichtet. Seit dieser Zeit ist in Preußen die allgemeine Wehrpflicht ein Grundgesetz des Staates. Alle entehren-den Strafen wurden fr immer abgeschafft. Jeder Soldat konnte nun ohne Rcksicht ans seine Herkunft Offizier werden. Bald war es wieder eine Ehre, des Knigs Rock zu tragen. Weil das stehende Heer nur 42 000 Mann stark sein durfte, bildete man die Rekruten rasch aus und entlie sie dann, damit neue an ihre

10. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 219

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
219 Stelle treten konnten. So mehrte sich die Zahl der wehrhaften Männer mit jedem Jahre, ohne da man gegen die Bestimmungen des Tilsiter Friedens verstie. Alle diese Umgestaltungen gaben dem preuischen Volke Grund, mit Hoffnung in die Zukunft zu schauen. f) Arndt, Jahn und Schill. Dazu kam das heie Bemheu anderer edler Männer, Vaterlandsliebe und sittlichen Ernst im Volke zu wecken und zu frdern. Der Dichter Arndt, der Theologe Schleiermacher und der Philosoph Fichte erinnerten unablssig an die Schmach, die auf dem Baterlande lastete, und spornten zum Ab-schtteln des schweren Joches an. Turnvater Jahn lehrte die Jugend, sich durch krperliche bungen stark zu machen zur Befrei, ung des Vaterlandes. Der Husaren major von Schill wollte sogar auf eigene Faust einen Volkskrieg gegen Napoleon entznden. Er ritt im Jahre 1809 eines Morgens mit seinem Regiments aus Berlin und wute seine Soldaten fr das Unternehmen zu gewinnen. Noch andere schlssen sich ihm an. Von allen Seiten schickte Napoleon Truppen, ihn zu fangen. Schill schlug sich durch und drang in die Festung Stral-sund ein. Hier starb er den Heldentod in wtendem Straenkampfe gegen die feindliche bermacht. Die gefangenen Offiziere, elf edle Jnglinge, lie Napoleon bei Wesel als Straenruber" erschieen. An der Stelle, wo diese Helden gettet wurden, erhebt sich ein Denkmal. Xvi. Das Gottesgericht in Rußland und die Freiheitskriege. 1. Der Zug nach Rußland, a) Die Ursache. Trotz seiner ge-waltigen Erfolge fhlte sich Napoleon nicht glcklich. Vor allem er-zrnte es ihn, da er Englands nicht Herr werden konnte. Denn die Kontinentalsperre war nicht durchzufhren, solange er Spanien und Portugal nicht bezwungen hatte. Als auch Rußland sich von ihr lossagte, wollte er diese noch ganz ungebndigte Macht unter-werfen. So kam es zu dem groen Kriege. b) Der Zug nach Moskau. Mit der ungeheuren Heeresmacht von 600000 Mann trat Napoleon im Frhjahr 1812 den Weg nach Rußland an. Preußen mute nicht blo den Durchzug gestatten, sondern auch fr die Verpflegung der Hunderttausende von bermtigen Soldaten aufkommen und noch obendrein 20000 Mann Hilfstruppen stellen, die unter dem Oberbefehl des Generals von I)ork standen. Die Russen zogen sich immer tiefer in ihr Land zurck und brannten alle Ortschaften hinter sich nieder, um dem Feinde nur eine Wste zu lassen. Hunger und Entbehrung rissen so bald furcht--
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